Herzensangelegenheit Altstadt

Bericht über den Altstadtrundgang mit Dr. Sabine Weigand


Gut zwanzig Dettelbacherinnen und Dettelbacher versammelten sich am vergangenen Dienstag, den 6. August, um 10 Uhr am Marktplatz, um gemeinsam mit Dr. Sabine Weigand von den Grünen einen Rundgang durch die Altstadt zu machen. Seit November 2018 ist Sabine Weigand denkmalschutzpolitische Sprecherin im bayerischen Landtag. Aktuell bereist sie auf ihrer „Denkmalschutztour“ verschiedenste Orte in Bayern, um Positivbeispiele zu sammeln und um zu sehen, wo noch Verbesserungsbedarf besteht.

Eine Stadt mit hohem Potential

Von beidem fand Sabine Weigand etwas in Dettelbach. Wie die fränkische Toskana mute der Ort mit seinen schmalen Gassen und schiefen Häuschen an. Einzig die vielen Cafés fehlten, ergänzte Weigand mit einem Augenzwinkern. Insgesamt sieht sie – trotz des allgegenwärtigen Leerstands – viel Potential im Altstadtkern, und auch die beinahe vollständig erhaltene Stadtmauer stieß auf Begeisterung bei der engagierten Denkmalschützerin. Darüber, ob der Rundweg entlang der Mauer für Touristen ausgeschildert werden müsste, wurde kontrovers diskutiert.

Dettelbach, die Autostadt?

Spätestens dort, wo die Würzburger in die Schweinfurter Straße mündet, wurde deutlich, dass Dettelbach in Weigands Worten eine „Autostadt“ ist. Wenige Bürgersteige, keine Fußgängerüberwege, ein Strom an Autos, der sich zu den Stoßzeiten durch die Engstelle am historischen Rathaus quetscht – nicht einmal der Marktplatz ist verkehrsberuhigt. In der Tat ist die Dettelbacher Altstadt im Würgegriff zweier Staatsstraßen: eine verwehrt den Zugang zum Main, die andere durchschneidet die Altstadt mit Schwerlastverkehr. Ein Verkehrskonzept, das man nach Möglichkeit überdenken sollte.

Baudenkmäler als Anker in die Vergangenheit

Auch in Sachen Leerstand brauche Dettelbach ein Gesamtkonzept, findet Weigand. Eines, bei dem es darauf ankomme herauszufinden, was die „historische DNA“ der Stadt sei und wo sie hinmöchte. In diesem Zusammenhang kam die Problematik zur Sprache, dass – im Stadtgebiet wie auch in den Dettelbacher Ortsteilen – viele Privatleute ihre leerstehenden Häuser nicht sanieren wollen oder es aus finanziellen Gründen schlicht nicht können. Vielerorts, sagt Weigand, fehle es noch am Bewusstsein für das, was man besitze: „Baudenkmäler sind Anker in die Vergangenheit – wenn sie verfallen, sind sie unwiederbringlich verloren.“

Aussprache im KuK

Dass das nicht sein muss, zeigte Fritz Herrmann, der die Gruppe in den Innenhof seines Wohnhauses – die alte Posthalterei – führte, das er in jahrelanger Arbeit saniert hat. Mit diesem positiven Beispiel endete der Rundgang und die Beteiligten kamen gerade noch so trockenen Fußes im Kultur- und Kommunikationszentrum an. Dort fand bei einem Gläschen Wein eine Aussprache statt, bei der Sabine Weigand ihre Eindrücke nochmals zusammenfasste. Sie machte deutlich, wie sehr sie es bedauere, dass die staatliche Förderung für den Denkmalschutz in den letzten zwanzig Jahren kontinuierlich zurückgefahren wurde. Im Landtag möchte sie sich für höhere Fördergelder und einfachere Antragsverfahren starkmachen. Des Weiteren, so Weigand, müsse der Denkmalschutz insgesamt flexibler werden, damit auch energieeffiziente Sanierungen möglich seien.

Denkmalschutz, dies wurde deutlich, ist nicht nur für Sabine Weigand eine Herzensangelegenheit, sondern auch für die Dettelbacherinnen und Dettelbacher, und wird mit Sicherheit auch Bestandteil des Kommunalwahlkampfes im nächsten Jahr sein. Darüber hinaus ist die Aufwertung der Altstadt ist ein Thema von parteiübergreifendem Interesse – eine Erkenntnis, die auf eine gute Zusammenarbeit hoffen lässt.

Fotos und Bericht: Julia Gilfert

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